Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Aus der Düsternis ins Licht | Theatergemeinde metropole ruhr | Ihr Weg zur Kultur

Aus der Düsternis ins Licht

Das Aalto-Musiktheater eröffnet die neue Spielzeit mit Giuseppe Verdis fantastischer Oper „Macbeth“. Durch die musikalische Leistung wird diese Inszenierung sehr sehenswert.


In Essen geht Intendantin Dr. Merle Fahrholz in ihrem ersten selbst programmierten Spiel-plan mit einem Klassiker des Repertoires an den Start und dokumentiert gerade damit, wie viel Courage und Impulse von ihrer Leitung zu erhoffen sind: Zum einen stellt sich auf der Bühne und mit Andreas Sanguineti am Pult der Essener Philharmoniker ein neues Ensemble vor; zum anderen ist die Inszenierung mit Emily Hehl einer 23 Jahre jungen Regisseurin anvertraut worden, die mit ihrem Konzept nicht nur stimmlich, sondern auch tänzerisch überzeugen möchte.
Hehls Inszenierung soll, nach eigenen Aussagen, das Stück aus der Düsternis ins Licht füh-ren. Das Licht nämlich erlaubt es Macbeth und seiner Lady nicht, ihre Morde und ihre Schuld zu verstecken, sondern deckt ihren Machthunger und ihre Abgründe gnadenlos auf. Obwohl es Hehl um die Grundsatzfragen von Mord, Schuld, Macht und menschlichem Schicksal geht, wählt sie für ihre Inszenierung einen abstrakt-ästhetischen Zugang zu diesem an sich konkret-gewalttägigen Stoff. Das Bühnenbild ist weitläufig-nüchtern, die Kostüme sind monochrom-züchtig, die Morde werden stilisiert dargestellt. Allein, eine Reihe von Re-gieeinfällen ergibt noch keine stringente Zielführung.
Dem Tanz kommt in dieser Produktion eine sehr gewichtige Rolle zu. Agata und Teodora Castellucci choreografieren Verdis Choroper konsequent durch, Mitglieder der Ballettcom-pagnie ergänzen die ausdrucksstarke Tanzarbeit. Bemerkenswert ist die vertanzte Ballettmu-sik zu Beginn des dritten Aktes – wenn Macbeth zum zweiten Mal die Hexen aufsucht -, die Verdi seinerzeit aufgrund der Usancen der Pariser Oper einfügt hatte, die aber heute (aus Gründen der Länge) nur noch selten zu sehen ist. Dass sich das Duo Castellucci bevorzugt Motiven aus der Kunstgeschichte und animalischer Symbolik bedient, ist in der Choreografie dieser selten gezeigten Szene besonders gut zu erkennen. Sanguinetti und die Philharmoniker untermalen das Geschehen mit spannungsgeladener, farbenreicher Musik. Doch auch hier muss ich gestehen: Gleichwohl der Ansatz unkonventionell und interessant angelegt ist, birgt er auch das Risiko, den Zuschauer abzulenken.
Was diese Inszenierung sehenswert macht, ist die musikalische Leistung. Die Rolle der Lady Macbeth hat sich Astghik Khanamiryan über mehrere Jahre intensiver Vorbereitung und erfolgreicher Verprobung auf internationalen Gesangswettbewerben sukzessive zu eigen gemacht. In der neuen Spielzeit präsentiert sie diese im wahrsten Sinne mörderische Partie dem Essener Publikum. Khanamiryan fächert alle Facetten der komplexen Persönlichkeit der Lady M. auf – von der deklamatorischen Briefarie über die sinistren Mordszenen bis zum grandiosen Schlafwandelfinale, in dem sie bei allen Koloraturen den gebrochenen, ja wahn-sinnig-hässlichen Charakter der Lady zu zeigen wagt. Damit macht Khanamiryan die Lady zur heimlichen Heldin der Produktion.
An ihrer Seite: Massimo Cavaletti als von Anbeginn innerlich zerrissener Titelheld, der ei-nerseits von Macht (und seiner Lady) motiviert die Verheißung der Hexen Realität werden lassen möchte und andererseits ständig vom Zweifel an den dafür erforderlichen Mitteln heimgesucht wird. Cavaletti begegnet Khanamiryan stimmlich auf Augenhöhe, indem er raumfüllende ebenso wie leise-gedämpfte Passagen hörbar differenziert.
Der Chor singt eine eigene Hauptpartie: Aus den ursprünglich drei Hexen in Shakespeares Tragödie wird bei Verdi ein Kollektiv, das in Hehls Inszenierung in weiße Soutanen geklei-det mehr an bußfertige Ordens- denn an unheimliche Schicksalsschwestern erinnert. Auch hier kompensiert die musikalische Leistung wieder den Griff der Regie. Der Chor wird für seinen stimmlichen wie körperlichen Einsatz vom Publikum mit Begeisterung belohnt.

Frank Stein

Macbeth | © Alvise Predieri

Was suchen Sie?

Sie suchen eine bestimmte Veranstaltung?

Sie suchen bestimmte Angebote der Theatergemeinde metropole ruhr

Möchten Sie die ganze Seite durchsuchen?