Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Die Herrmannsschlacht | Theatergemeinde metropole ruhr | Ihr Weg zur Kultur

Die Herrmannsschlacht

– allerding mit anderem Text und anderer Melodie im Schauspielhaus Bochum

Der Titel ist Programm. Wer sich noch an die legendären Aufführungen von Claus Peymanns Inszenierung der "Hermannsschlacht" mit Kirsten Dene als Thusnelda und Gert Voss als Hermann erinnert, sollte die neue Inszenierung mit Vorsicht genießen. Gaben vor 38 Jahre die beiden Darsteller ein Guerillapaar, welches den Zeitgeist ansprach, so sind heute Veronika Nickl und Bernd Rademacher eher verkrachte Soap-Darsteller. Ob sie und ihre Mitspieler damit den Zeitgeist ansprechen? Zumindest unterhalten sie "mindestens 100 Minuten, aber nicht länger als 119 Minuten, bestimmt keine Pause" lang das Bochumer Publikum. Der von Peymann im Drama entdeckte Humor, wird in dieser Neudichtung auf die Spitze getrieben. Die beiden Stückeentwickler und Regisseure Barbara Bürk und Clemens Sienknecht erlauben sich erneut ein rücksichtslose Neubetrachtung des 1808 von Heinrich von Kleist geschriebenen patriotischen Heldendramas. Wie schon erfolgreich mit "Effi Briest", "Anna Karenina", "Madame Bovary" und den "Nibelungen" umgesetzt, führen die beiden ihre "Radioshow-Serie" nun mit der "Hermannsschlacht" fort.

Die Frohsinn Singing Society zur Pflege deutschen Brauchtums - der viel zu wenig bekannte Partnerverein der berühmten Sons of Hermann Lodge in New Ulm, Texas - zeigt anlässlich ihres fünfzigjährigen Bestehens Die Hermannschlacht von Heinrich von Kleist. Teils wird die Geschichte rund um Hermann den Cherusker mit sonorer Stimme (Michael Prelle) erzählt, was mit einer Langspielplatte abgespielt wird (ergänzt mit dem typischen LP-Knistern und Kratzen der Nadel über die Schallplatte). Teils spielen die sieben Schauspieler die verschiedenen Rollen der Cherusker, der Sueben und der Römer selbst. Fast wie aus den Asterix-Comics lebendig geworden, taucht ein kleiner Männergesangsverein als Römerlegion oder als Germane in der 80er Jahre Wohnlandschaft (Bühne und Kostüme: Anke Grot) auf. Untermalt wird die Geschichte durch zahlreiche Songs und Tanz mit Musik von Wagner bis zu den Beatles, von Modern Talking bis zu Status Quo. Unterbrochen wird die slapstickhafte Aufführung durch zahlreiche ironische Werbesprüche. Es passiert so viel auf der Bühne, dass der Zuschauer bestimmt nicht alle Anspielungen auf Anhieb verstehen und entdecken kann.

Der Regisseur Sienknecht spielt selbst mit großer Selbstironie Ventidius, den Legat von Rom, der Tusnelda die blonde Locke stibitzt. Auch Michael Lippold, Dominik Dos-Reis und Naruzs Huth verkörpern mit viel Witz sowohl Römer als auch Germanen, spielen verschiedene Instrumente und singen gekonnt. Dieser charmant-persiflierende Musiktheaterabend, der an Sitcoms der 80er/90er Jahre erinnert, ist einfach ein bisschen schräg. Trotz aller Komik endet der Abend aber mit einer mehr als aktuellen Botschaft: "It is time for peace, I swear, it is not zu late."
Sigrid Riemer

Clemens Sienknecht, Marius Huth, Michael Lippold, Veronika Nickl (v. li.) | © Birgit Hupfeld

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