Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Aalto-Theater präsentiert mit "Gärtnerin aus Liebe“ lohnenswerte Wiederentdeckung | Theatergemeinde metropole ruhr | Ihr Weg zur Kultur

Aalto-Theater präsentiert mit "Gärtnerin aus Liebe“ lohnenswerte Wiederentdeckung

Mozart blüht auf

Für Intendanten ist eine Mozart-Oper immer eine sichere Anlage (auch jenseits von "Figaros Hochzeit“). Trotzdem wird "Die Gärtnerin aus Liebe“ nur selten gespielt. Das mag zum Teil damit zusammenhängen, dass die Handlung bisweilen lächerlich kompliziert gerät. Und obwohl die Partitur leicht dahinfließt und mit klangvollen Details aufwartet, werden wir (anders als bei "Idomeneo“) ohne größere Ohrwürmer nach Hause entlassen. Aber diese Oper ist eben auch vor dem "Idomeneo“ entstanden und weit vor dem "Figaro“ – Mozart schrieb die „Gärtnerin“ im Alter von 18 Jahren als Auftragswerk für den Münchner Fasching. Deshalb lohnt sich in dieser Spielzeit eine Expedition ins Aalto-Theater, um Mozart als jugendlichen Komponisten mit radikal neuen und bahnbrechenden Ideen bestaunen zu können. Die intelligente Inszenierung und die starke Besetzung tun ihr Übriges, um dieser Rarität des Opernrepertoires zu einer würdigen Wiederentdeckung zu verhelfen.

Die Handlung ist ein Mix aus tragischen, komischen und zum Teil aberwitzigen Elementen: Die Gräfin Violante Onesti verdingt sich, als Gärtnerin Sandrina verkleidet, am Hofe des Herrn Podestà. Der Schürzenjäger hat die Absicht, Sandrina (eigentlich Violante) zur "linken Hand“ zu heiraten, weiß er doch nicht von ihrem falschen Namen und ihrem hohen Stand und dass sie ihr Herz bereits an den Grafen Belfiore verschenkt hat, der sie wiederum tot glaubt, weil er sie einst in einem Anfall von Eifersucht mit einem Dolch verletzt hat. Eben dieser Belfiore ist jetzt wieder auf Brautschau und kommt zu Besuch an den Hof des Podestà, um dessen Nichte Arminda kennenzulernen – und trifft dort unverhofft auf seine totgeglaubte Geliebte Violante (jetzt Sandrina). Hinzukommt Violantes Diener Nardo, der das Herz von Podestàs Magd Serpetta gewinnen möchte, die aber lieber ihren eigenen Hausherrn verführen will. Und nicht unterschlagen möchte ich den Baron Ramiro, der an schwerem Liebeskummer leidet, weil seine Angebetete Arminda eben mit dem Grafen Belfiore vermählt werden soll. Der geneigte Zuschauer wird nicht wundernehmen, dass am Ende dieses Mischmaschs (mindestens) zwei der sieben Charaktere überschnappen.

Der tschechische Regisseur und Swing-Sänger Ondrej Havelka bringt das Verwirrspiel um die gefälschte Gärtnerin – bei aller Tragik, die dem vereitelten Liebesglück der Charaktere innewohnt – sympathisch und lebhaft über die Bühne. Die elegant einfach gehaltene Kulisse öffnet immer wieder neue, klassisch, naturalistisch und romantisch ausgestattete Räume, die das Wirrwarr bildlich unterstützen. Nachdem sich die Sänger im ersten Akt aufgewärmt haben, gewinnen der zweite und dritte Akt zunehmend an Dynamik und Esprit.

Giulia Montanari gibt eine superbe Sandrina/Violante und vereint stimmliche Agilität mit ansteckender Spielfreude. Als Graf Belfiore zielt Dmitry Ivanchey auf (fast schon zu) exaltierte Effekte. Alexandra Kadurina präsentiert die Hosenrolle des Baron Ramiro mit mildem Mezzo und eindringlichem Ausdruck. Die Arminda Sophia Brommer ist eine geltungssüchtige Figur, die sich mit ihrem voluminösen Sopran auch Geltung zu verschaffen weiß. Christina Clark (Serpetta) und Tobias Greenhalgh (Nardo) sichern als buffoneske Diener das Amüsement. Und Richard Sameks Podestà, konkret seine schwungvolle Arie im ersten Akt ist ein Höhepunkt des Abends. Dass Generalmusikdirektor Tomàs Netopil bekennender Mozart-Liebhaber ist, lässt sich von der Ouvertüre an hören. Die Essen Philharmoniker sind in Höchstform und geben ein fokussiertes, dynamisch ausbalanciertes und mit den Sängern fein abgestimmtes Bravourstück ab.
Frank Stein

G. Montanari, T. Greenhalgh, R. Samek, C. Clark, A. Kadurina (v.l.nr.) | © Kirsten Nijhof | Lizenz: Kirsten Nijhof

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